Die 15% für die AfD bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg sind schwer zu ertragen. So wie es 1992 schwer zu ertragen war, als die Republikaner für zwei Wahlperioden in den Landtag einzogen. Es wird nun – ähnlich wie vor knapp 25 Jahren – eine Herausforderung sein, eine offene und demokratische Gesellschaft gegen die Biedermänner und Brandstifter der sogenannten „Alternative für Deutschland“ im Parlament zu verteidigen. So lange, bis die Wählerinnen und Wähler das Interesse an der AfD wieder verloren haben.
Warum es trotzdem eine gute Wahl war: Mehr als 70% der Wahlberechtigten haben von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Mehr als 80% der Wählerinnen und Wähler haben sich für eine Partei entscheiden, die demokratische Grundregeln, Menschenwürde und Vielfalt der Lebensformen nicht in Frage stellen. Und es gibt mindestens drei Möglichkeiten, eine Landesregierung ohne die AfD zu bilden und damit ausreichend Verhandlungsspielraum für die Parteien im Landtag.
In anderen Regionen Europas hat die Not der Flüchtlinge dafür gesorgt, dass fremden- und islamfeindliche Kräfte die Politik und die öffentliche Debatte bestimmen. In Baden-Württemberg – und auch den anderen Bundesländern, in denen sie gewählt wurden – ist mit den aktuellen Herausforderungen die AfD zwar unangenehm stark geworden. Aber die Mehrheit de Menschen will offensichtlich die Grundwerte unserer Gesellschaft gerade dann nicht aufgeben, wenn sie besonders wichtig sind. Und deswegen war es eine gute Wahl.